Samstag, 7. Januar 2012

Coromandel - Eine abenteuerliche Rundfahrt auf dem Motorway 25

Heute werden wir euch von unserer wilden Camping-Woche auf der Coromandel-Halbinsel berichten, was wir erstmalig mit einer kleinen Landkarte unserer Reiseroute untermauern wollen! :)
Coromandel grenzt westlich an die Bay of Plenty an, liegt etwa 60 km östlich von Auckland entfernt und trennt den Hauraki-Golf vom Pazifik. Wie die gesamte Region ist die Landschaft auch hier vulkanisch geprägt und wieder einmal ausgesprochen kontrastreich. Der Name der Halbinsel geht übrigens auf das britische Schiff "Coromandel" zurück, mit dem um 1820 das hier gefällte Kauriholz abtransportiert wurde. Nach den Holzfällern gruben Kauriharzsucher das Gelände um und stießen neben dem begehrten Rohstoff auch auf Gold, woran viele Orte immer noch erinnern. Dazu später mehr...  


Coromandel auf einer größeren Karte anzeigen

Da wir ja hier mit einem Working Holiday Visa durch die Gegend streunen, haben wir entschieden, dass es nach zwei Wochen harter WORK endlich mal wieder Zeit für HOLIDAY ist! Weil wir am 11. Januar Felix vom Flughafen in Auckland abholen wollten, und wir somit nicht ganz so weit weg wollten, war der Abstecher nach Coromandel ideal. Der erste Stopp nach Mt Manganui war Waihi Beach im Südosten der Coromandel-Region, da "Strand" verdammt verlockend klingt, wenn man auf Urlaub aus ist. Während wir uns am Auto noch badefertig gemacht haben, wurden wir von einem Texaner angesprochen, der nicht so richtig weiter wusste, was Reiseroute und Zeitvertreib angeht. Ihr werdet es nicht glauben: Wenn man sich erstmal an den Slang gewöhnt hat, kommt sogar eine einigermaßen fruchtbare Konversation zustande. :) Somit haben wir nach kurzer Zeit beschlossen, den Tag einfach gemeinsam am Strand zu verbringen. Trey ist gerade mit seinem Geologiestudium fertig und bevor er seinen Job in Kalifornien (wir wollen auch!) antritt, hat er beschlossen, ein paar Wochen Urlaub bei seinen Verwandten hier in Neuseeland zu machen.

Nachdem wir uns ins kühle Nass getraut und den meterhohen Wellen der türkisblauen See getrotzt haben, sind wir gemeinsam zur Orokawa Bay aufgebrochen. Der einzige Zugang zu dieser Bucht befindet sich etwas versteckt am nördlichen Ende des Hauptstrandes. Wenn ihr irgendwann mal in Waihi Beach seid, solltet ihr nicht vor dem 45 Minuten-Walk dahin zurückschrecken: Der Weg ist wunderschön (wenngleich dezent schlammig ;) ), führt vorbei an einer kleinen Höhle und immer entlang der Küste, wo ihr einmal mehr mit herrlichen Aussichten belohnt werdet. Da der Strand keinen weiteren Zugang hat, ist er ziemlich menschenleer und einfach paradiesisch schön.


Vor der Orokawa Bay
 

Und Relaxen am Beach! Einfach wunderbar, so muss Urlaub von Urlaub sein.
Trey wollte weiter ins Hostel nach Whangamata und nachdem wir Kontaktdaten ausgetauscht und uns von ihm verabschiedet hatten, sind wir nach Waihi gefahren, um uns ein lauschiges Plätzchen für die Nacht zu suchen. :) Der nächste Tag konnte gegensätzlicher nicht sein. Geweckt von dicken Regentropfen, die auf's Dach trommeln, haben wir zuerst schlaftrunken zu Hause in Deutschland bei Mama und Papa angerufen, um vorbildlich (aber etwas verspätet) ein frohes neues Jahr zu wünschen. Dann sind wir zur nächsten öffentlichen Toilette getuckert, wo wir von Passanten und Klogängern bestaunt Haare gewaschen und Porridge (= Haferbrei) mit Rhabarber gekocht haben. Willkommen in Neuseeland!

Waihi, "New Zealand's heart of gold", ist das ganze Gegenteil von Waihi Beach. Obwohl die beiden Ortschaften von nur ca. 10km Weideland getrennt werden, herrscht hier eine ganz andere Atmosphäre. Statt von Surf- und Urlaubsflair umgeben zu sein, fühlt man sich um einhundert Jahre in die Zeit der Goldgräber und Minenarbeiter zurückversetzt. Alle Gebäude hier haben den gewissen Old-School-Touch. Die bis in die 1950er betriebene Martha Mine war die ertragreichste Goldmine Neuseelands und ist bis heute das Aushängeschild des Ortes. 1988 wurde die Goldförderung hier wieder aufgenommen. Im Untergeschoss der Touristinformation in Waihi gibt eine kleine, aber unglaublich moderne und informative Ausstellung Auskunft über die Geschichte des Ortes. Hier konnten wir unter anderem etwas über die geförderten Minerale lesen (unser Geologe Trey wäre begeistert gewesen), wissen jetzt, dass Gold an der Spitze des Auckland Sky Tower als Blitzableiter fungiert und haben uns in einem Video angeschaut, mit welcher grandiosen Technik das alte Pumphaus um 300m versetzt wurde.


Die Martha-Mine: Mineralabbau in 200 Metern Tiefe bei einem Umfang von 4 Kilometern
Das alte Pumphaus, das wegen Einsturzgefahr vor ein paar 
Jahren in einer aufwendigen Transportaktion 
um 300 Meter versetzt wurde
Wissenswertes über die Goldgewinnung...


Nachdem wir uns in der hiesigen Kunstgalerie noch vor dem Regen in Sicherheit gebracht und die Gemälde, Schnitzereien und Keramik bestaunt hatten, sind wir nach Whangamata und weil dort nichts los war weiter in Richtung Pauanui gefahren. Auf dem Weg dahin haben wir noch einen unfreiwilligen, aber doch lohnenswerten Abstecher zum "Prana New Year Festival" gemacht, das allerdings grad zu Ende war (wir sagen euch - Kotte's allein im Wald. Eigentlich wollten wir doch nur 'ne Abkürzung nehmen?) In Pauanui gab's neben einem schmackhaften Abendbrot im Auto mit Blick auf den Pairua Harbour für uns nicht viel zu erleben. Der Ort ist übervölkert von reichen Aucklandern, die hier ein nettes Zweithäuschen besitzen. Aber die Häuser sind doch ziemlich einmalig und wo sieht man schon mal ein echtes Flugzeug im Garten stehen?

 

Ein verregneter Tag neigt sich dem Ende...
Inzwischen schon auf der Suche nach einem geeigneten Park- und Schlafplatz für die Nacht (das Freicampen spielt sich in Neuseeland im (Dunkel-) Graubereich ab, das heißt: Verstecken) fuhren wir noch ein Stück weiter gen Norden. Dass wir auf dem Weg unglücklicherweise mitten auf einer einspurigen Brücke unseren Tank leergefahren haben, bleibt hier zur Abwechslung mal eine Randbemerkung. Erfreulicherweise gibt es auch um 20 Uhr noch hilfsbereite Neuseeländer, die einen von der Straße schieben, unsere Trinkwasserkanister im 10km entfernten Ort mit überteuertem, weil rarem Benzin auffüllen und für all das nicht mehr als ein freundliches "Thank you" verlangen. :)


 

In Ferry Landing, wo eine kleine Personenfähre über den Whitianga Harbour ins gleichnamige Städtchen übersetzt, konnten wir dann nach all der Aufregung endlich ein gemütliches Plätzchen für die Nacht finden. Am nächsten Tag haben wir uns zu den Shakespeare Cliffs in der von zahlreichen Fischkuttern und Yachten belebten Mercury Bay aufgemacht. Hier oben erinnert ein Denkmal an James Cook, den ersten Europäer, der Neuseeland betreten, dessen Inselcharakter bewiesen und hier in der Mercury Bay 1769 die englische Flagge gehisst hat.


 


Nach einem gemütlichen Spaziergang ging's weiter nach Hahei zur Cathedral Cove, das als landschaftliches Highlight der Coromandel-Halbinsel gilt. In die von der Meeresbrandung ausgespülten Felsgrotte gelangt man nur bei Ebbe und ein imposanter Felsen, der hier aus dem Wasser ragt, erinnert an einen entflohenen „Apostel“ aus Melbourne. ;) Nach den Tagen der Abgeschiedenheit und Zweisamkeit (wie romantisch das klingt… ;) ) waren wir allerdings schon von den Autos, die die Parkplätze in Hahei überfluteten, geschockt. Von den Menschenmassen, die mit Badesachen, Strandspielzeug und Picknickkörben bepackt entlang des Tracks zum Strand hechelten, ganz zu schweigen. Aber da wir ja selber gerade ziemlich touristisch unterwegs sind, dürfen wir uns wohl nicht beschweren. Etwa 30 Minuten und 300 Passanten später erreichten wir den Strand, der – Überraschung! – natürlich vor lauter Spaziergängern, Kajakfahrern, Sonnenanbetern, Schwimmanfängern und Touristengruppen kaum ein Plätzchen zum Sitzen freigab. Das war aber schnell vergessen, als wir plötzlich mitten im Gewühl ein altbekanntes "Howdy" hörten und erfreut feststellen durften, dass auch Trey keine Mühen gescheut hat, um hierher zu kommen. :)

 


 

Freudiges Wiedersehen! :D
Trey war inzwischen mit einer Aucklanderin und einem Schwaben unterwegs, die er im Hostel kennengelernt hat und alle drei haben uns davon abgeraten, zum Hot Water Beach, dem nächsten Stopp unserer Tour, zu fahren. Hier quellen am Strand Thermalwässer aus dem Untergrund; mit gemieteten Spaten kann man sich Löcher buddeln und in seinen eigenen Pool setzen. Allerdings soll der Strand auch dort total überlaufen gewesen sein und inzwischen hatte die Flut eingesetzt, so dass es eigentlich nicht viel zu erleben gab. Deshalb haben wir uns, nachdem wir uns von Trey verabschiedet hatten, nach Whitianga aufgemacht, dort die beste Eisschokolade unseres Lebens genossen, ein bisschen relaxt und eingekauft. ;)
Dann ging es – vollgetankt! – weiter zur Opito Bay. Diese Bucht ist ein Geheimtipp von unserem Erdbeer-Boss Stuart und nicht so touristenüberlaufen, wie die meisten Strandorte in Coromandel. Auch der Lonely Planet bezeichnet die Bucht in einer Randbemerkung als „eines von Coromandel’s bestgehüteten Geheimnissen“. ;) Nachdem wir den Motorway verlassen hatten und der überaus windigen und unbefestigten Black Jack Road entlang der Küste gefolgt waren, erreichten wir die Orte Otama und Opito. Hier gibt es paradiesische Strände und versteckte Buchten und unter Pohutukawa-Bäumen und mit Meeresrauschen im Ohr genossen wir die Ruhe. In Opito, das nur 16 dauerhafte Einwohner, aber etwa 250 Gästebetten zählt, haben wir übernachtet.

 

Nachdem wir am nächsten Morgen unsere erste Parkverwarnung vom Scheibenwischer geklaubt und mit Überschallgeschwindigkeit den Parkplatz verlassen hatten, folgten wir einem steilen Pfad zu einer alten Verteidigungsanlage der Maori, Pa genannt. Oben angekommen gab es aber auch nach längerem Suchen nicht mehr zu sehen, als eine hügelige Wiesenlandschaft… Aber immerhin sind wir mal da gewesen! :)
 ... und hatten einen schönen Ausblick auf die Mercury-Inseln! ;)

Der nächste Halt war Coromandel Town, ein niedliches Plätzchen im Nordwesten. Dort wollten wir eigentlich nur kurz das Internet beanspruchen, bevor wir weiter zum absoluten Nordpunkt der Halbinsel fahren wollten. Aber ein niedliches Café mit heißer Schokolade und sagenhaften Blaubeer-Muffins, eine urzeitähnliche Bibliothek und die alten Häuser, die wieder an die Goldgräberzeit erinnerten, haben uns doch etwas zum Bleiben angestiftet. In Coromandel Town könnte man definitiv ein paar Tage mehr Zeit verbringen! Wir können uns da allerdings nicht mehr blicken lassen, weil Claudia im Café versehentlich ein kleines Feuer entfacht hat…

Einen weiteren Stopp machten wir in dem kleinen, ursprünglich von Hippies überfluteten Örtchen Colville, wo es NICHTS gibt, außer ein kleines Café und einen winzigen Laden, der wiederum ALLES zu bieten hat - von Leinenbeuteln, Gewürzen und Bio-Produkten über Haarspray und Halsketten bis hin zu Benzin, Ansichtskarten und Angelschnur. Dann teilte sich die Straße und wir beschlossen, auf westlicher Seite bis zur Nordspitze der Halbinsel zu fahren. Für die Strecke von 37km haben wir etwa 3 Stunden gebraucht… Zum Einen war auch hier die Straße eng, kurvenreich und zudem unbefestigt, zum Anderen konnten wir nicht anders, als alle paar Meter zu stoppen und uns an der atemberaubenden Aussicht zu erfreuen! Entlang der Strecke blühen außerdem noch einige Pohutukawas leuchtend-rot, und wenn wir nur zwei Wochen früher hier gewesen wären, hätten wir sicher noch den vollen Blütenstand erlebt.


 

 

Na gut, manche Bäume sehen sicher auch in voller Blüte nicht sonderlich attraktiv aus...
Am Port Jackson-Campingplatz haben wir Halt gemacht, um ein kühles Bad zu nehmen, dann ging es weiter zur Fletcher Bay, den nördlichsten Punkt Coromandels, den man mit dem Auto erreichen kann. Da die Straße die ganze Zeit an der Küste entlang führt, hat man einen tollen Ausblick auf Great und Little Barrier Island und kleinere Inseln und kann am Horizont sogar Auckland sehen.


 

Erfolgreiche Fischer an der Fletcher Bay. Neid!
Am nächsten Tag sollte sich unsere Rundfahrt dem Ende neigen. Obwohl die beiden Küsten Coromandels durchschnittlich nur etwa 25 km voneinander entfernt sind, unterscheiden sie sich grundlegend. Während die Ostküste von der Brandung stark zergliedert ist und schroffe Felsen sich mit kleinen Buchten und weißen Stränden abwechseln, ist die Westküste besonders im südlichen Teil am Firth of Thames sehr geschützt. Hier reichen die dichten Wälder der Coromandel Range sogar bis ans Meer heran und im Schatten der Bäume fuhren wir an der Westküste entlang wieder südlich bis nach Thames, den größten und bedeutendsten Ort der Insel. Leider haben uns Regen und Wind hier etwas auf's Gemüt geschlagen, so dass wir keine rechte Lust auf Sightseeing und Museen hatten. Es ist unglaublich, wie oft und schnell das Wetter in dieser einen Woche umgeschlagen hat! Deshalb hieß es nur einmal mehr Waschzeremonie in einem Toilettenhäuschen (seit einer Woche keine Dusche - und Salzwasser eignet sich nur bedingt zum Haare waschen :) ) und Mittagessen im Food-for-Thought-Café, das für seine Award-gekrönten Pasteten bekannt sein soll. Hahaha. Nur wirklich hungrige Menschen profitieren davon, da die Pastete erstaunlicherweise immer mehr im Mund wird. Eins ist klar: Von uns gibt’s dafür nicht mal die goldene Himbeere.


 

Trotz aller kulinarischen Auf's und Ab's und Wetterumschwünge blicken wir zurück auf eine abwechslungsreiche Campingwoche in Coromandel, die wir in Ermangelung von Strom fast gänzlich ohne Internet, Handy und bei nur mäßigem Schwestern-Zicken-Krieg („Ich schlaf rechts!“, „Nein, frag du nach dem Weg!“, „Nee, ich will ein Foto davon machen!“) durchstanden haben… :D Also, alles wie immer am anderen Ende der Welt, wer hätte das gedacht!

Liebe Grüße von uns beiden!

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